Die Jüdinnen und Juden, die im 20. Jahrhundert in Ruppichteroth lebten stammten meistenteils aus der Famile Gärtner/Nathan und waren traditionell im Viehhandel tätig oder Metzger. Die Familie Nathan war bereits 1811 mit zwei Ehepaaren in Ruppichteroth ansässig. Sie waren mit der jüdischen Gemeinde in Nümbrecht verbunden, wo 1828 eine Synagoge gebaut wurde und deren Friedhof sie nutzten. In den 1870er Jahren kamen Jacob und Simon Gärtner von der Mosel nach Ruppichteroth und heirateten in die Familie Nathan ein.
1900 gründeten die Juden in Ruppichteroth den Verein Chewre Kedische, um ein eigenes Bethaus zu errichten. Der Bau gelang jedoch erst 1921 nach dem ersten Weltkrieg. Die jüdischen Mitbürger engagierten sich ebenfalls im örtlichen Bürgerverein und der Freiwilligen Feuerwehr. Ende der 1920er Jahre konnte die Gemeinde einen eigenen Friedhof in Ruppichteroth einrichten.
Schon zu Beginn der Machtergreifung wurde an Hermann Gärtner ein frühes Exempel statuiert. Weil er den Judenboykott am 1. April 1933 nicht klaglos hingenommen hatte, wurde er zu 10 Monaten Haft wegen Verunglimpfung des NS-Staates verurteilt. Alle Gnadengesuche wurden bis zum Schluss abgelehnt.
Einigen jungen Leuten gelang es rechtzeitig auszuwandern. Ältere und Familien mit kleinen Kinder blieben. Sie wurden schließlich deportiert, viele von Ihnen über das benachbarte Lager Much, andere nachdem sie zuvor noch nach Köln gezogen waren.
Jüdische Mitbürgerinnen und Mitbürger, die zwischen 1938 und 1942 aus Ruppichteroth vertrieben und ermordet wurden:
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Familie Amalie Regensburger Burgplatz 3 Amalie Regensburger, geb. Strauss, geb. 28.8.1878, Dierdorf 26.7.1939 nach Köln verzogen, deportiert: 30.10.1941, Lodz ermordet: 12.9.1942, Chelmno Heinrich "Harri" Regensburger, geb. 12.7.1908, Ruppichteroth 26.7.1939 nach Köln verzogen, deportiert: 30.10.1941, Lodz ermordet: 15.9.1942, Lodz | |
Familie Gustav Gärtner Wilhelmstr. 13 Gustav Gärtner, geb. 20.6.1873, Ruppichteroth deportiert: 18.6.1941, Lager Much, 27.7.1942, Theresienstadt ermordet: 9.9.1942, Theresienstadt (Todesfallanzeige) Mathilde Gärtner, geb. Oppenheimer, geb. 28.9.1878, Schmalnau deportiert: 18.6.1941, Lager Much, 27.7.1942, Theresienstadt ermordet: 15.5.1944, Auschwitz | |
Familie Julius Nathan Bröltalstr. 4 Julius Nathan, geb. 7.8.1876, Ruppichteroth deportiert: 18.6.1941, Lager Much ermordet: 8.7.1942, Buchenwald (Totenschein) Walter Nathan, geb. 1905, Ruppichteroth wanderte im April/Mai 1939 nach Palästina aus (Einbürgerungsakte) Ilse Nathan, geb. Stiebel, geb. 4.11.1908, Allendorf/Lumda deportiert: 7.12.1941, Riga ermordet: 9.8.1944, Stutthof Rolf Josef Nathan, geb. 24.11.1937, Siegburg wurde April 1939 in jüdisches Kinderheim Köln, Lützowstr. gegeben deportiert: 20.7.1942, Minsk ermordet in Trostenez Chana Nathan, geb. 11.1.1939, Ruppichteroth deportiert: 7.12.1941, Riga ermordet in Riga | |
Familie Max Isaak Mucher Str. 31 Max Isaak, geb. 25.2.1883, Ruppichteroth Johanna Isaak, geb. Ackermann, geb. 19.5.1887, Bad Kreuznach Hilde Gerda Isaak, geb. 8.6.1921, Ruppichteroth alle deportiert: 18.7.1942, Köln-Messehallen, 20.7.1942, Minsk ermordet in Trostenez | |
Familie Moses Hess Wilhelmstr. 7 Moses Hess, geb. 10.1.1875, Wetter deportiert: 18.6.1941, Lager Much, 27.7.1942, Theresienstadt ermordet: 14.10.1942, Theresienstadt (Todesfallanzeige) Henriette Hess, geb. Nathan, geb. 14.9.1881, Ruppichteroth deportiert: 18.6.1941, Lager Much, 27.7.1942, Theresienstadt ermordet: 20.6.1944, Theresienstadt | |
Familien Otto und Wilhelm Gärtner Marktstr. 3 Otto Gärtner, geb. 23.2.1883, Ruppichteroth Sabine Gärtner, geb. Rosenbaum, geb. 30.8.1882, Hörnsheim Therese Gärtner, geb. 11.10.1922, Ruppichteroth Wilhelm "Willi" Gärtner, geb. 4.9.1889, Ruppichteroth Meta Gärtner, geb. de Leeuw, geb. 30.6.1894, Nieuwe Pekela Marianne Gärtner, geb. 5.3.1923, Waldbröl Lea Gärtner, geb. 11.2.1925, Waldbröl Manfred Gärtner, geb. 17.9.1929, Ruppichteroth alle deportiert: 18.7.1942, Köln-Messehallen, 20.7.1942, Minsk ermordet in Trostenez | |
Hermann Gärtner Burgstr. 6 Hermann Gärtner, geb. 22.5.1876, Ruppichteroth flüchtet im Mai 1938 in die Niederlande, deportiert via Westerbork ermordet: 24.9.1942, Auschwitz | |
Lydia Marx, geb. Nathan Wilhelmstr. 12 Lydia Marx, geb. Nathan, geb. 11.9.1888, Ruppichteroth deportiert: 18.6.1941, Lager Much, 20.7.1942, Minsk ermordet in Trostenez |