Eine Geschichte, die mich im letzten Jahr besonders beschäftigt hat, war die des kleinen Rolf Nathan, der im Alter von vier Jahren aus einem jüdischen Kinderheim in Köln nach Minsk deportiert und ermordet wurde. In der Vorbereitung zu Stolpersteinverlegungen in Ruppichteroth tauchte die Frage auf, ob seine Familie denn überhaupt in Frage käme, ob sie tatsächlich ihren letzten freiwilligen Wohnort in Ruppichteroth hatte. Warum war ihr Sohn noch in Köln, nachdem der Vater nach Palästina ausgewandert und die Mutter mit der kleinen Schwester nach Riga deportiert worden war?
Bekannt war, dass Rolfs Großvater Julius Nathan sich im Sammellager Much, wo man seit Juni 1941 die vorwiegend älteren Juden aus dem Kreis zusammenpferchte, widerständig verhalten hatte. Er wurde daraufhin ins KZ Buchenwald verschleppt, wo man ihn am 8. Juli 1942 um 7:35 Uhr angeblich „auf der Flucht“ erschoss. Er war 65 Jahre alt.
Sein Sohn Walter Nathan hatte am 27. Januar 1937 Ilse Stiebel aus Allendorf an der Lumda geheiratet. Am 24. November desselben Jahres kam Rolf Josef Nathan im städtischen Hospital von Siegburg zur Welt. Die Familie lebte bei Walters Vater Julius in Ruppichteroth. Mutter Ida war bereits 1936 verstorben.
Nach dem Pogrom von 1938 wurde Walter nach Dachau deportiert, wo man ihn vom 15. bis 28. November festhielt. Ilse brachte am 11. Januar 1939 in Ruppichteroth Tochter Chana zur Welt. Am 11. April 1939 meldet Walter sich nach Köln, Severinstr. 228 ab und brachte seinen Sohn Rolf im jüdischen Kinderheim Lützowstr. 35-37 unter. Im Mai 1939 gelangte Walter mit einem Touristenvisum nach Palästina. Er hatte dafür beim britischen Konsulat 800 Reichsmark hinterlegen müssen. Fortan versuchte er verzweifelt seine Frau und die Kinder nachzuholen, was ihm aber aufgrund seines unsicheren Aufenthaltsstatus und fehlender finanzieller Sicherheiten nicht gelang.
Am 6. Dezember 1941 wurden Ilse und ihre Tochter Chana von Köln aus nach Riga deportiert. Sie hatten zuletzt in Ehrenfeld, Gutenbergstr. 66 gelebt. Wann genau die zweijährige Chana im Rigaer Ghetto zu Tode kam ist nicht bekannt. Ilse wurde am 9. August 1942 im KZ Stutthof bei Danzig ermordet.
Das jüdische Kinderheim in Köln wurde im Sommer 1942 aufgelöst, die Kinder – darunter Rolf Nathan – und die Erzieher*innen größtenteils nach Minsk deportiert und in Maly Trostinez ermordet.
Warum die Eltern ihren Sohn in die Obhut eines Kinderheims gegeben und Rolf allein in Köln zurückblieb, wurde erst durch die Erinnerungen von Walter Hess deutlich. Dessen Vater Oskar Hess und Walter Nathan waren Cousins. Walter Hess, der sechs Jahre älter als Rolf war, beschreibt in seinen Memoiren, dass der Kleine eine Behinderung hatte, die die Eltern viele Nerven kostete und eine gemeinsame Auswanderung erheblich erschwerte.
Die Erinnerungen von Walter Hess sind zeitlich nicht exakt, auch hat er Namen verändert – ob absichtlich oder weil sie mit der Zeit in seiner Erinnerung verblasst sind bleibt unklar. Er beschreibt hier an die Auswanderungsvorbereitungen von Walter Nathan Anfang 1939, die zu der Zeit stattfanden, als Chana geboren wurde, nicht Rolf. Dennoch spricht er hier offensichtlich von Rolf und darin wird auch die Erklärung liegen, warum der Junge schließlich im Israelitischen Kinderheim untergebracht wurde.
When their baby, Rolfe, was born the baby was not „all right“. His skin was brown and he had lots of black hair. He had large peculiar eyes and his face was all flat. And he cried all the time. Some people said that his crying was louder than the whistle of the train whose tracks rail on the other side of the highway. I could sometimes stop his crying with a stupid game. When he visited or I was at his house and he lay in his little crib I made believe that I was catching flies. „See Rolfe, see,“ and I would quickly whisk my hand through the air and then close my fingers into a fist. I would show him the fist then open my hand „see. All gone. It’s all gone.“ And I would do that over and over again and all the while I was doing it he would be quiet, fascinated, I guess, by the movement of my hands. The minute I stopped, his wailing would begin again. If I were at her house, Aunt Ruth [=Ilse Nathan] would say that I could not leave, I would have to stay all the time and entertain her boy. Then she would get me a piece of cake or a pink marzipan pig. Aunt Ruth was tall with black hair and very smooth white skin. She would say, „when Wolfgang [Walter Nathan] is gone you’ll come and stay with me. All right? Then I won’t have lost a Wolfgang, I’ll just have another Wolfgang. All right?“
The reason that Aunt Ruth’s Wolfgang was something of a joke in the town was that when the baby was crying so hard he would put it in the little cream colored carriage and wheel the baby right out on the highwav that ran in front of his house where all the people could see him. He wheeled it up and down the road till the baby was quiet and then he wheeled it some more till the baby was asleep. But the people all said, „what kind of a thing is that for a man to do, wheeling a carriage? That’s nothing for a man. Ruth doesn’t have anything else to do? Hmmm and hmmm.“ There was a lot of hmmming going on.
Anyway, it was because the baby was not „all right“ that they were not leaving Germany together. Because he was not „all right“ the Germans would not let the baby out of the country so it was that Wolfgang was going to leave by himself, leave Aunt Ruth and the baby, and then see what he could do to get them out of Germany from outside the country, but by the time that we left the country and that was two years later Aunt Ruth and the baby were still in
Ruppichteroth.
aus: Hess and Spier families papers (2016.461.1), United States Holocaust Memorial Museum Archives, Washington, DC.
Es wird Zeit, dass die Geschichte der Familie Nathan und ihr grausames Schicksal wieder in Erinnerung gerufen wird. Und die Stolpersteine würden an der Bröltalstraße 4 in Ruppichteroth genau an der richtigen Stelle liegen, denn hier war ihr letzter Lebensmittelpunkt.
Die Jüdinnen und Juden, die im 20. Jahrhundert in Ruppichteroth lebten stammten meistenteils aus der Famile Gärtner/Nathan und waren traditionell im Viehhandel tätig oder Metzger. Die Familie Nathan war bereits 1811 mit zwei Ehepaaren in Ruppichteroth ansässig. Sie waren mit der jüdischen Gemeinde in Nümbrecht verbunden, wo 1828 eine Synagoge gebaut wurde und deren Friedhof sie nutzten. In den 1870er Jahren kamen Jacob und Simon Gärtner von der Mosel nach Ruppichteroth und heirateten in die Familie Nathan ein.
1900 gründeten die Juden in Ruppichteroth den Verein Chewre Kedische, um ein eigenes Bethaus zu errichten. Der Bau gelang jedoch erst 1921 nach dem ersten Weltkrieg. Die jüdischen Mitbürger engagierten sich ebenfalls im örtlichen Bürgerverein und der Freiwilligen Feuerwehr. Ende der 1920er Jahre konnte die Gemeinde einen eigenen Friedhof in Ruppichteroth einrichten.
Schon zu Beginn der Machtergreifung wurde an Hermann Gärtner ein frühes Exempel statuiert. Weil er den Judenboykott am 1. April 1933 nicht klaglos hingenommen hatte, wurde er zu 10 Monaten Haft wegen Verunglimpfung des NS-Staates verurteilt. Alle Gnadengesuche wurden bis zum Schluss abgelehnt.
Einigen jungen Leuten gelang es rechtzeitig auszuwandern. Ältere und Familien mit kleinen Kinder blieben. Sie wurden schließlich deportiert, viele von Ihnen über das benachbarte Lager Much, andere nachdem sie zuvor noch nach Köln gezogen waren.
Jüdische Mitbürgerinnen und Mitbürger, die zwischen 1938 und 1942 aus Ruppichteroth vertrieben und ermordet wurden:
Karte wird geladen - bitte warten...
Familie Gustav Gärtner: 50.843580, 7.479914
Hermann Gärtner: 50.843600, 7.479372
Familien Otto und Wilhelm Gärtner: 50.844769, 7.480466
Familie Moses Hess: 50.842858, 7.479195
Familie Max Isaak: 50.845853, 7.481791
Lydia Marx, geb. Nathan: 50.843911, 7.480901
Familie Julius Nathan: 50.842655, 7.480466
Familie Amalie Regensburger: 50.845034, 7.482312
Familie Amalie Regensburger Burgplatz 3 Amalie Regensburger, geb. Strauss, geb. 28.8.1878, Dierdorf 26.7.1939 nach Köln verzogen, deportiert: 30.10.1941, Lodz ermordet: 12.9.1942, Chelmno Heinrich "Harri" Regensburger, geb. 12.7.1908, Ruppichteroth 26.7.1939 nach Köln verzogen, deportiert: 30.10.1941, Lodz ermordet: 15.9.1942, Lodz
Familie Julius Nathan Bröltalstr. 4 Julius Nathan, geb. 7.8.1876, Ruppichteroth deportiert: 18.6.1941, Lager Much ermordet: 8.7.1942, Buchenwald (Totenschein) Walter Nathan, geb. 1905, Ruppichteroth wanderte im April/Mai 1939 nach Palästina aus (Einbürgerungsakte) Ilse Nathan, geb. Stiebel, geb. 4.11.1908, Allendorf/Lumda deportiert: 7.12.1941, Riga ermordet: 9.8.1944, Stutthof Rolf Josef Nathan, geb. 24.11.1937, Siegburg wurde April 1939 in jüdisches Kinderheim Köln, Lützowstr. gegeben deportiert: 20.7.1942, Minsk ermordet in Trostenez Chana Nathan, geb. 11.1.1939, Ruppichteroth deportiert: 7.12.1941, Riga ermordet in Riga
Familie Max Isaak Mucher Str. 31 Max Isaak, geb. 25.2.1883, Ruppichteroth Johanna Isaak, geb. Ackermann, geb. 19.5.1887, Bad Kreuznach Hilde Gerda Isaak, geb. 8.6.1921, Ruppichteroth alle deportiert: 18.7.1942, Köln-Messehallen, 20.7.1942, Minsk ermordet in Trostenez
Hermann Gärtner Burgstr. 6 Hermann Gärtner, geb. 22.5.1876, Ruppichteroth flüchtet im Mai 1938 in die Niederlande, deportiert via Westerbork ermordet: 24.9.1942, Auschwitz
Robert Tobias besuchte im April 2013 das erste Mal mit seiner Familie die Orte an denen seine Großeltern lebten, bevor sie aus Deutschland fliehen mussten.
Über seine Reise und die Suche nach der Geschichte seiner Vorfahren schrieb er anlässlich der amerikanischen Holocaust Remembrance Days im Mai 2014 einen Beitrag im Hartford Courant:
Unburying Family’s Painful Wartime Past
Driven out of their homeland by impending war and religious persecution, my paternal grandparents, Hugo and Irma Gärtner Tobias, and their 4-year-old son, Walter, my father, (now 80 and living in Simsbury), immigrated from Germany to America through Ellis Island on Dec. 11, 1937.
My grandparents never spoke of the Holocaust. It was never discussed around the dinner table or at family gatherings. I never questioned any of them, not about the tattooed numbers on the forearms of some their friends or why they never spoke of the family left behind. There was only silence.
Although I knew about the Holocaust, I chose the path of least resistance and avoided the topic. That changed when the last of my grandparents died in 2005 and I came into possession of a cardboard box containing letters, documents and photographs. I began to uncover their personal and tragic history from which I had been sheltered. I also saw the courage and strength it took to set aside their pain and rebuild their life here.
I never knew the depth of their pain. Perhaps I was too concerned with my needs, insensitive to theirs, too focused on my life and what I needed to accomplish. They’re all gone now — many of their secrets gone with them. And while they never spoke of the Holocaust, I feel that their safekeeping of the cardboard box is evidence of their intention to bear witness.
That box was a turning point for me — I was finally ready to embark on the search for clues and to deal with that time in my family’s history. I wanted to know more.
Last April, my research brought me and my family to Cologne, Germany, my ancestral homeland. It’s one thing to know that family members perished there, it’s quite another to stand in their footsteps.
I knew nothing about my great-grandfather, Hermann Gärtner. He lived in the small village of Ruppichteroth, where he worked as a butcher. He was also, I discovered, an outspoken critic of the Nazi Party. In 1933, he was arrested and held for 10 months for making „false and defacing assertions“ against the National Socialist state. This, the Nazis considered treason.
His story is not unique among German Jews of the time. Like thousands of others, he tried desperately to get a visa to any country that would take him. In the end, his efforts failed.
In a letter written Jan. 6, 1942, addressed to the Jewish Council of Amsterdam, Hermann, who had fled to the Netherlands, pleads for a suspension of his transport back into German hands because of his sciatica. Despite the plea, he was moved to the Westerbork camp in the Netherlands and on Sept. 18, 1942, taken to Auschwitz. On Sept. 24, 1942, at age 66, my great-grandfather was murdered.
How sad it must have been for my grandmother when her father’s letters stopped coming. In the ultimate irony, Hermann fought for the German Reich in World War I. He survived the war, but not the Nazis, who murdered him as „unworthy of life.“
My other paternal great-grandfather, Hermann Tobias, expelled from his home and separated from loved ones, died alone in 1940. He was buried in a Jewish cemetery in Cologne. His grave was marked by a small stone with the number 25/177. During our trip to Germany, we were able to properly honor and remember him with a headstone — 74 years later. When a person finishes life, he should have a name, not a number.
Three of Hermann Tobias‘ children managed to flee Germany with their families: my grandfather Hugo; his brother Julius and sister Johanna. Sadly, my research uncovered another brother, Walter Tobias, my great-uncle, who remained in Germany. He lived in Haaren and was a craftsman and a locksmith. At the end of February 1943, his then-pregnant wife Selma, and their five children were taken to Auschwitz and killed upon arrival. Walter was assigned to a work detail and died two years later on May 18, 1945, in Theresienstadt concentration camp just after the German surrender on May 8.
Only now am I beginning to understand.
The German people we met on our trip had no personal involvement in or responsibility for what happened, yet they bear the burden of the acts of their fathers. Although that burden may cause bitterness and resentment, what we found were people who feel a great responsibility to foster the memory of the Jewish people, their artifacts, their culture and the horrific actions of their forbearers.
I feel a strong sense of responsibility to tell the story of those who came before me. If I don’t record it. If I don’t protect it. If I don’t preserve it. Then who will?
I think memory is the highest, and perhaps the most meaningful tribute to pay to those who perished. It’s my duty, as a descendant, to tell their history to the next generation. I’ve passed it on to my 16-year-old son, Zack, a legacy of our family history that might well have been lost.
Zu den ersten Kontakten bei meiner Recherche über die Familie Tobias gehörte Robert Tobias, der sich seit 2005 von Connecticut aus mit den Spuren seiner Vorfahren beschäftigt. Im Herbst 2011 war ich auf seinen Stammbaum gestoßen, und seither puzzeln wir gemeinsam von verschiedenen Seiten aus an der Geschichte. Ab Sommer 2012 konkretisierten sich die ersten Reisepläne, und in der Woche vom 13.-20. April 2013 besuchte er jetzt mit seiner Familie das erste Mal Deutschland und die Orte, aus denen seine Großeltern Hugo und Irma Tobias 1937 wegen der Verfolgung jüdischer Mitbürger im Dritten Reich fliehen mussten – und glücklicherweise auch konnten.
Kontakte nach Hamm an der Sieg, Ruppichteroth, Windeck-Rosbach, Haaren/Paderborn und Köln wurden geknüpft, um den Besuch vorzubereiten. Wir rannten hier viele offene Türen ein, lernten engagierte Bürger kennen, die sich teils schon seit Jahrzehnten für die Aufarbeitung der Geschichte in ihren Gemeinden einsetzen und die Erinnerung an ihre früheren jüdischen Nachbarn wachhalten.
Ein besonderer Glücksfall war das Auffinden des Grabes von Roberts Urgroßvater Hermann Tobias. Der Metzger aus Hamm an der Sieg starb 1940 im Israelitischen Asyl von Köln-Ehrenfeld, wo er nach dem Tod seiner Frau Rosa und der Emigration seiner Kinder Julius, Hugo und Johanna zusammen mit seiner Schwägerin Jettchen Levy lebte. Als er 75-jährig verstarb und auf dem jüdischen Friedhof Köln-Bocklemünd beerdigt wurde, war niemand mehr in Köln, der ihm einen Grabstein hätte setzen können. Jettchen wurde 1942 nach der Auflösung des Asyls nach Theresienstadt deportiert, wo sie kurz darauf starb. Eine inzwischen eingefallene Einfassung mit Betonplatte und ein kleiner Stein mit der Feld-Nummer „25/177“ waren alles, was bis vor kurzem die letzte Ruhestätte von Hermann Tobias ausmachte.
Daniel Lemberg von der Friedhofsverwaltung der Synagogengemeinde Köln und die Steinmetzin Beate Globisch aus Solingen haben uns in geduldiger Kleinarbeit geholfen, mehr als 70 Jahre später einen Stein für Hermann mit einer Erinnerung an Rosa, Jettchen und die Familie des jüngsten Sohnes Walter Tobias zu setzen. Keine alltägliche Aufgabe und viele Details, die es zu planen galt.
Solingen
Am 13. April holten wir unsere Gäste am Kölner Hauptbahnhof ab. Nach einem langen, kalten Winter sowohl in Deutschland als auch in Connecticut machte sich pünktlich zum Wochenende der Frühling breit. Ein kurzer Rundgang am Kölner Dom vorbei bis zum Rhein, dann ging es weiter ins Quartier nach Solingen: zum Keusenhof. Ein Teil des 300 Jahre alten Fachwerkhofs wurde 2011 von der Familie Wirth zu einem Ferienhäuschen umgebaut. Auch die Vorfahren der Tobias, die als Metzger und Viehhändler im Rheinland und im Westerwald lebten, werden ähnlich windschiefe Behausungen gekannt haben.
In Solingen-Wald besuchten wir nach dem Kaffeetrinken die Orte, an denen Albert Tobias gelebt und gearbeitet hat: den Stolperstein vor dem Wohnhaus an der Menzelstraße und das ehemalige Bekleidungsgeschäft an der Friedrich-Ebert-Straße.
Boycott of Jewish shops on April 1, 1933 in front of Albert’s shop (Source: Town archive of Solingen)
Rosbach
Am Sonntag führte unser erster Weg nach Rosbach in die Gedenkstätte der Landjuden an der Sieg. Im früheren Wohnhaus der Familie Seligmann zeigte uns Mitarbeiterin Claudia Hess, wie die jüdischen Familien an der Sieg ihren Alltag lebten, im privaten, in der Religionsgemeinschaft wie im Miteinander der Dorfgemeinschaft, aber auch, wie sich ab 1933 die Verfolgung entwickelte und zur fast kompletten Vernichtung des jüdischen Lebens führte. Dennoch kam nach dem Krieg ein Teil der Familie Seligmann zurück nach Rosbach – das Heimweh war stärker.
Modell der Synagoge Ruppichteroth in der Gedenkstätte Rosbach
Hamm an der Sieg
Nach dem Mittagessen trafen wir uns in Hamm mit dem Dorfchronisten Horst Moog und dem Ortsbürgermeister Bernd Niederhausen am Kulturhaus, dem ehemaligen Wohnhaus der Familie David am Synagogenplatz. Nicht weit von hier steht an der Scheidter Straße das ehemalige Haus der Familie Hermann Tobias. Die Vorderseite, von der aus man seinerzeit den Metzgerladen betreten konnte, wurde von den späteren Besitzern komplett verändert. Auch das Schlachthaus, das hinter dem Wohnbereich im Hof stand, existiert nicht mehr. Horst Moog erzählte, dass das Haus 1932 von der Bank zwangsversteigert und selbst ersteigert wurde, um dann 1933 für 5000 Mark an den jüdischen Viehhändler Alex Bachenheimer, der in die Nachbarfamilie Gunzenhäuser eingeheiratet hatte, verkauft zu werden. Familie Bachenheimer wanderte 1939 nach New York aus. In den Unterlagen der Synagogengemeinde von Hamm fand Moog außerdem verschiedene Einträge zu Hermann Tobias. So ist er erstmals 1891 erwähnt, als er 75 Pfennig für einen der hintersten Plätze zahlte. In den 1930er Jahren hatte sich Hermann dann auf den 3. Platz hinter den beiden Vorsitzenden der Gemeinde vorgearbeitet. Inzwischen war er in der Lage 30 Mark zu zahlen.
Im Kulturhaus zeigte uns Horst Moog ein Modell der 1894 erbauten Synagoge von Hamm, steinerne Fragmente und einen Gebetsmantel, der auf abenteuerliche Weise über einen Flohmarkt in der Umgegend seinen Weg in die kleine Ausstellung gefunden hatte. Moog hatte als 4-jähriger Junge an der Hand seiner Mutter erleben müssen, wie am Morgen des 10. November 1938 das Dach der Synagoge unter den Flammen einstürzte. Auf dem Weg zum jüdischen Friedhof hielten wir kurz am ehemaligen Haus des Gastwirts Willi Fischer an, der Hermann, Rosa und deren Schwester Jettchen nach der Zwangsversteigerung ihres Hauses eine Etage vermietete. Fischer war als Kommunist bekannt und der einzige, der sofort Hilfe anbot.
Auf dem jüdischen Friedhof sind viele der Steine der Hammer Juden zerstört und verschwunden, so auch der Stein für Rosa Tobias, die 1935 hier beerdigt wurde. Im Zuge des Pogroms im November 1938 wurden von den aufgehetzten Nationalsozialisten vor allem diejenigen Steine zerschlagen, deren Namen man kannte. Alte Steine mit hebräischen Schriftzeichen und Steine aus den umliegenden Gemeinden blieben verschont. Einige Steinreste liegen noch am steilen Hang unterhalb des Friedhofs. Seit 1979 kümmerte sich Horst Moog um die Pflege des Friedhofs, inzwischen hat die Gemeinde diese Aufgabe übernommen. Jedes Jahr am 9. November findet hier eine Gedenkveranstaltung statt.
Kulturhaus in Hamm/Sieg mit einer Ausstellung über die frühere jüdische Gemeinde
Königswinter
Am Montag legte die Sonne sich so richtig ins Zeug bei unserem gemeinsamen Ausflug mit Tochter, Enkel und Urenkel von Alberts Bruder Max Tobias. Von Königswinter aus ging es vorbei an der Drachenburg auf den Drachenfels ins neue Panorama-Café mit phantastischer Weitsicht. Der Abstieg erfolgte per Zahnradbahn und anschließend ging es per Schiff vorbei an der Brücke von Remagen nach Linz.
Ruppichteroth
Der Dienstag begann mit einem Empfang im Rathaus von Ruppichteroth durch Vertreter der Gemeinde und Ehrenbürgermeister Ludwig Neuber, der auch das Tagesprogramm organisierte. Historiker Hartmut Benz war ebenso dabei wie Heinrich Schöpe, der als Kind in der Nähe von Ruppichteroth aufwuchs und sich gut an Julius Nathan erinnerte, einen Verwandten von Roberts Urgroßvater Hermann Gärtner.
Schöpe erzählte aus der Volksschule, die alle Kinder, ob evangelisch, katholisch oder jüdisch, gemeinsam besuchten. Damals spielte man Murmeln auf dem Schulhof. Ein Säckchen voll mit bunten Glasmurmeln hatte er mitgebracht, um sie Roberts Sohn Zack zu schenken. Als Schöpe wieder auf Julius Nathan zu sprechen kam, war es allerdings schlagartig vorbei mit der Fröhlichkeit. Unter Tränen schilderte er den Tag, an dem sich Nathan von seinen Eltern verabschiedete, da er am kommenden Morgen deportiert werden sollte. „Warum haben sie ihn bloß nicht verstecken können?“
Unser erster Weg führte uns zum Wohnhaus der Familie Gärtner, mitten im Ortskern von Ruppichteroth. Hier wuchs Roberts Großmutter Irma auf, in der Metzgerei ihres Vaters Hermann. Die Szene mutet ein wenig wie eine Theaterbühne für Thornton Wilders „Unsere kleine Stadt“ an – auf der anderen Straßenseite die ehemalige Synagoge, oberhalb das frühere Schulhaus und die evangelische Kirche. Familie Kaltenbach, die dort selber jahrelang eine Metzgerei betrieb, führte uns durch alle Zimmer und das ehemalige Schlachthaus. Irma lebte hier bis 1929. 1931 heiratete sie Hugo Tobias aus Hamm an der Sieg und zog mit ihm nach Köln. Im Dezember 1937 reisten sie mit ihrem 4-jährigen Sohn Wolfgang in die USA aus. Hermann Gärtner flüchtete nach der Pogromnacht 1938 ins niederländische Westbroek bei Utrecht. Er versuchte mithilfe seiner bereits emigrierten Kinder Irma und Paul ein Visum für die USA zubekommen, scheiterte jedoch an unüberwindlichen bürokratischen Schikanen und wurde 1942 nach Auschwitz deportiert.
Hartmut Benz erzählte nach der „Schlossführung“ im Hause Kaltenbach vor der ehemaligen Synagoge vis-à-vis etwas zur Geschichte der Gemeinde und den Ereignissen in der Pogromnacht, während der die örtliche Feuerwehr und Polizei zunächst versuchte, die Brandstiftung der SS-Männer aus dem Oberbergischen zu verhindern. So steht das Gebäude heute noch, da lediglich das Dach zerstört wurde.
Mittags hatten wir eine Begegnung mit einer 10. Klasse der Hauptschule Ruppichteroth, die im vergangenen Jahr eine Woche in Auschwitz verbrachte. Nach einer kurzen Vorstellung der Familiengeschichte der Gärtners konnten die Schüler mitgebrachte Dokumente und Fotos ansehen und nutzten die Gelegenheit, Fragen zu stellen.
Nach dem Mittagessen besuchten wir das Bröltalhaus, früher ein Erholungsheim für jüdische Mütter und Kinder, dann ein Schulungsheim für Juden, die nach Palästina auswandern wollten und dafür einen Beruf erlernen mussten, der zum Aufbau des Landes gebraucht wurde. Anschließend hielten wir auf der Fahrt zum jüdischen Friedhof an den Gedenktafeln für die Ruppichterother Opfer von Krieg und Gewalt, an der seit letztem Jahr auch die Namen der jüdischen Opfer der Shoa aufgeführt sind. Nach dem Besuch des kleinen Friedhofs, der erst ab 1928 belegt wurde, fuhren wir noch zur Gedenkstätte für das Konzentrationslager in Much, in dem bis zur letzten Deportation 1942 Juden aus der Umgebung eingepfercht wurden.
Der Mittwoch begann mit einer entspannten ICE-Fahrt nach Amsterdam und einem Bummel entlang der Grachten. Am frühen Nachmittag besuchten wir das Anne-Frank-Haus, glücklicherweise mit reservierten Tickets. Für das Museum zur Geschichte der niederländischen Juden blieb danach leider nicht mehr genug Zeit. Es verbleibt aber auf der to-do-Liste für weitere Besuche, wie so vieles.
Köln
Am Donnerstag trafen wir uns am Morgen mit der ganzen Familie auf dem jüdischen Friedhof in Köln-Bocklemünd, um die Grabstätte von Hermann Tobias zu besuchen. Statt Blumen gab es Grassamen. Und natürlich Steine. Hermanns Grab liegt in direkter Nachbarschaft zum Lapidarium (Steinhaus) mit seinen Grabsteinfragmenten des alten jüdischen Friedhofs am Bonntor, teils aus dem 12. Jahrhundert. In Sichtweite steht auch das Ehrenmal für die jüdischen Frontsoldaten des 1. Weltkriegs.
Von Bocklemünd aus ging es weiter nach Ehrenfeld, vorbei an der Plakatte für die ehemalige Synagoge Körnerstraße, weiter zu den ehemaligen städtischen Schlachthöfen an der Liebigstraße, wo vermutlich auch Hugo Tobias gearbeitet hat, bis zum Wohlfahrtszentrum der Kölner Synagogengemeinde wo sich früher das Israelitische Asyl befand, in dem Hermann Tobias seinen Lebensabend verbrachte. Wichtiger Buchtipp an dieser Stelle: „Das jüdische Köln. Geschichte und Gegenwart: Ein Stadtführer“ von Barbara Becker-Jakli, Köln 2012
Nur eine kurze Mittagspause am Eigelsteintor, wo 1933 Roberts Vater in der elterlichen Wohnung zur Welt kam, war uns gegönnt, bevor schon der nächste Termin im NS-Dokumentationszentrum am Appellhofplatz wartete. Dr. Karola Fings führte uns durch die Ausstellung im EL-DE-Haus und warf einen Blick in die Fotos und Dokumente, die Robert 2005 im Nachlass seiner Großeltern gefunden hatte.
Nach einer kurzen Runde durch den Kölner Dom wartete das kölsche Abendessen beim Früh.
Grab von Hermann Tobias in Bpcklemünd
Gedenktafel für die Synagoge Körnerstr., Ehrenfeld
Der letzte Tag führte uns schließlich nach Westfalen, wo Roberts Großonkel Walter Tobias mit seiner Frau Selma und den 5 Kindern lebte, bevor sie nach Auschwitz deportiert wurden. Im Pfarrheim von Haaren empfingen uns der Dorfhistoriker Jost Wedekin, Ortsvorsteher Norbert Münster und mehrere Vertreter der Gemeinde, des Heimatvereins und des Kreisarchivs. Das heutige katholische Pfarrheim war seinerzeit das Judenhaus, in das alle jüdischen Familien nach der Arisierung ihres Besitzes einziehen mussten. Es gehörte der jüdischen Familie Emmerich. Wedekin erläuterte, dass der Familie Tobias die Auswanderung wahrscheinlich deswegen nicht mehr gelang, weil es Probleme mit dem Verkauf des Hauses von Selmas Vater Hermann Bähr gab, das er ihr nach seiner Flucht nach Holland überschrieben hatte. Die Familie Tobias wollte es an einen ihnen wohlgesinnten Nachbarn verkaufen und nicht an den vorgesehenen Parteigenossen. Die Querelen zogen sich offenbar zu lange hin und es fehlte letzen Endes am nötigen Geld und der nötigen Zeit.
Vom Pfarrhaus aus gingen wir zunächst zum katholischen Friedhof, in dessen Kappelle eine Ehrentafel für alle Haarener Soldaten des 1. Weltkriegs hängt, dabei auch ein Foto von Walters Schwiegervater Hermann Bähr. Schräg gegenüber liegt der jüdische Friedhof mit dem Gedenkstein für die Opfer des NS-Regimes, der auch die Familien Tobias und Bär aufzählt. Der Friedhof selber ist immer noch in Betrieb. Zuletzt wurde dort die evangelische Ehefrau eines jüdischen Überlebenden beerdigt, der nach dem Krieg wieder nach Haaren gezogen war.
Eine Mittagspause hatten die Haarener Gastgeber in der renovierten Ohrmakers Mühle vorbereitet. Hier überreichte Jost Wedekin uns auch die Neuauflage seines umfangreichen Buches über die Haarener Juden. Außerdem hatte der Sohn des früheren Dorfmalers und -anstreichers die Anschreibekladde seines Vaters mitgebracht, die dokumentierte, dass die Familien Bähr und Tobias regelmäßig ihre Häuser streichen ließen, am liebsten mit einem Schuss Blau ins Weiss.
Anschließend ging es zur ehemaligen Wohnung der Familie Tobias. Die Besitzer des Hofes sind derzeit mit der Kernsanierung beschäftigt, und so konnten wir bei der Besichtigung die typische Bauweise bis ins Detail studieren. Das Haus von Selmas Eltern hingegen steht heute nicht mehr sondern wurde komplett durch einen Neubau ersetzt.
Auf dem Heimweg von Haaren machten wir noch einen kurzen Schlenker unter der Wuppertaler Schwebebahn her und über den Gräfrather Marktplatz, bevor wir uns am letzten Abend mit der ganzen Familie zum Grillen trafen.
Herzlichen Dank noch einmal an alle, die zum Gelingen dieser eindrucksvollen Reise beigetragen haben und sich für die Erinnerung an das jüdische Leben in Deutschland in seinen hellsten und dunkelsten Stunden engagieren.
Rootsearching in Rhineland
Travelling plans
In the fall of 2011 I connected to Robert Tobias of Hartford, Connecticut, searching for common ancestors. While I had just begun to research the fate of my husband Axel’s grandfather Albert Tobias, Robert had started to trace his ancestral roots after the death of his grandmother Irma Gärtner Tobias in 2005. With the help of Dr. Ted Tobias of New Jersey and his broad knowledge about the Jewish families from the Westerwald, we could complete the family tree step by step. But also archives and local historians from Germany as well as staff members of memorial sites such as the NS Documentation Center of Cologne helped us to find further documents and information about the course of events during the time of persecution.
In the summer of 2012 the first travel plans became tangible, and in April 2013, Robert and his family came to Germany for the first time. We visited all the places where his grandparents Hugo and Irma Tobias grew up and they had to leave behind in 1937. Contacts to Hamm an der Sieg, Ruppichteroth, Rosbach, Haaren/Paderborn and Köln were established to prepare the visit. Many open doors were pushed. We got to know dedicated citizens, who put themselves out for the reprocessing of the history of their hometowns and who try to keep the remembrance of their former Jewish neighbors.
A serendipity was the discovery of Robert’s great grandfather Hermann Tobias‘ grave. The butcher of Hamm on Sieg died in September 1940 at the Israeltic Asylum, a Jewish senior home and hospital at Köln-Ehrenfeld, where he had lived together with his sister-in-law Jettchen Levy after the loss of his wife Rosa and the emigration of his children Julius, Hugo and Johanna. Hermann was buried at the Jewish cemetery of Köln-Bocklemünd, but nobody was left to put up a headstone for him. Jettchen was deported to Theresienstadt in July 1942. She died there a few months later. A broken bordering with a concrete slab and a little stone with the field-number “25/177” was all that made up the final resting place of Hermann Tobias. Daniel Lemberg of the cemetery board of the Synagogengemeinde Köln and the stonemason Beate Globisch from Solingen helped us in patient detail work to erect a stone for Hermann more than 70 years after his burial with a reminder of Rosa, Jettchen and the family of his youngest son Walter Tobias, who were killed in Auschwitz and Theresienstadt.
On April 13, 2013 we picked up our guests at Köln main station. After a long hard winter in Germany as well as in Connecticut, springtime crept in just in time for the weekend. After a short walk along the Cologne Cathedral to the Rhine the journey went on to their accomodations in Solingen: to Keusenhof. A part of the 300 year old half-timbered farmyard had been rebuilt to a holiday apartment. Also the ascendants of the Tobias, who made their living in the Rhineland and Westerwald as butchers and cattle dealers, knew that kind of warped buildings.
After coffee time we visited all the spots in Solingen-Wald, where Albert Tobias had lived and worked: the stumbling stone in front of his residential house at Menzel Street and the former clothing shop at Friedrich-Ebert-Street.
Rosbach
On Sunday we first went to Rosbach on Sieg to the memorial site for the country Jews (Landjuden) along the river Sieg. In the former residence of the Jewish family Seligmann staff member Claudia Hess showed us how the Jewish families spent their everyday life: in private, within the religious community and in cooperation with the rural community, but also how the persecution increased after 1933 and lead to the almost complete annihilation of Jewish life in Germany. Nevertheless some members of the Seligmann family came back after the war – their homesickness was too strong. After a lunchbreak we met the village chronicler Horst Moog and the mayor Bernd Niederhausen at the Kulturhaus Hamm, the former residence of the David family at the Synagogue Plaza, today a place for municipal cultural events. Not far from there at Scheidter Street stands the former house of Hermann Tobias. The front side where people once stepped into the butcher’s shop has been completely rebuilt by the new owners. Also the slaughterhouse in the backyard doesn’t exist anymore. Horst Moog told us the house had to be put up for compulsory sale in 1932 and was auctioned by the bank itself. Only one year later in 1933 it was sold to the Jewish cattle dealer Alex Bachenheimer, whose in-laws were the neighbor’s family Gunzenhäuser.
Hamm an der Sieg
At the Kulturhaus Horst Moog showed us a small exhibition with a model of the Synagogue of Hamm, some stony fragments of the former building and a tallit that found its adventurous way to the exhibition from a little flea market in a neighboring village. Moog was only four years old when he stood at the hand of his mother and experienced the roof of the Synagogue braking down in flames on the morning of November 10, 1938. On our way to the Jewish cemetery we stopped at the former house of the landlord Willi Fischer, who let an apartment to Hermann, Rosa and her sister Jettchen after their house on Scheidter Street had been sold. Fischer was a communist and the only one who dared to offer his help.
At the Jewish cemetery many stones from the Hamm Jews had been destroyed or disappeared just as the stone for Rosa Tobias who was buried here in 1935. In the course of the pogrom in November 1938, the incited Nazis mainly smashed the stones of those whose names were familiar to them. Old stones with Hebrew letters and stones from neighboring villages were spared. Some stone remnants still lie at the steep hillside underneath the cemetery. Since 1979 Horst Moog took care of the cemetery. Meanwhile the municipal has undertaken this duty. Each year in November a commemoration for the Jewish victims of Hamm is held at the Kulturhaus or the cemetery.
Königswinter
On Monday the sun really buckled down during our trip with Helga, the youngest daughter of Albert’s brother Max Tobias, her son Uwe with his partner Christiane and grandson Max. Starting at Königswinter passing the Drachenburg we “climbed” our way to Drachenfels with its new panorama café and a phenomenal view over the Rhein valley. The descent was made per cograilway and afterwards the journey went on by boat passing the bridge of Remagen to the old town of Linz.
Ruppichteroth
Tuesday began with a welcome at the townhall of Ruppichteroth by representatives of the municipal and the mayor of honor, Ludwig Neuber, who also organized the program of the day. Historian Hartmut Benz was also present as well as Heinrich Schöpe, who grew up in the neighborhood of Ruppichteroth and remembered Julius Nathan very well, a relative of Robert’s great grandfather Hermann Gärtner. Schöpe told us about the boarding school, that all the children attended, no matter if they were Protestant, Catholic or Jewish. Back then the children played marbles in the playground. He brought along with him a little sack with colored marbles to give it to Robert’s son Zack. When Schöpe came back to Julius Nathan the cheerfulness of the situation was gone all of a sudden. With tears in his eyes he depicted the day that Nathan said good-bye to his parents, because he was about to be deported the next morning. “Why on earth couldn’t we just hide him?” he cried.
Our first stop was at the residence house of the Gärtner family, right in the heart of Ruppichteroth. Here Robert’s grandmother Irma grew up in the butchery of her father Hermann Gärtner. The scenery appears like a stage for Thornton Wilder’s play “Our town” – on the other side of the street the former Synagogue, upside the old schoolhouse and the Protestant church. The Kaltenbach family ,who moved into the house after the war and also ran a butcher’s shop for several years, showed us through all the rooms and the former slaughterhouse. Irma lived here until 1929. In 1931 she married Hugo Tobias of Hamm on Sieg and moved with him to Cologne. In December 1937, they emigrated to the United States with their four year old son Wolfgang. Hermann Gärtner fled to Westbroek near Utrecht after Kristallnacht. He tried to get a visa for the US with the help of his emigrated children Irma and Paul, but failed because of insurmountable bureaucratic chicanes. He was deported to Auschwitz in September 1942.
After the “castle tour” at the Kaltenbach house, in front of the former Synagogue Hartmut Benz talked about the history of the Jewish congregation and what happened during the Pogrom Night, while the local fire brigade and the police officer tried to stop the arson attack of the SS-men who came from the district of Oberberg. That’s the reason the building is still standing and only the roof was destroyed. Today it’s a private residence.
At noon we had a meeting with a 10th grade class at the secondary school of Ruppichteroth, who went to Auschwitz last year. After a short introduction of the family history of the Gärtners the pupils took the chance to question us.
After lunch break we visited the Bröltalhaus. In the beginning it had been a welfare holiday home for Jewish mothers and children, then a training home for Jews, who wanted to emigrate to Palestine and therefore had to learn a profession that was needed to build up a new country. Subsequently on our way to the Jewish cemetery we had a stop at the memorial plaque for the Ruppichteroth victims of war and violence, where only last year another plaque was added that lists the names of those citizens who became victims of the Shoah. Following the visit at the small cemetery that was only in service since 1928, we drove to the memorial site for the concentration camp at Much, where all the Jews from the district were kept until the last deportations in 1942.
Amsterdam
Wednesday began with a relaxing ICE-ride to Amsterdam and a stroll along the Grachten (canals). In the early afternoon we visited the Anne-Frank-House. Unfortunately we didn’t have enough time for the Museum of the History of the Dutch Jews after that. It remains on the to-do-list for further visits as so much else.
Köln
On Thursday morning we met again with Uwe, the grandson of Max Tobias, at the Jewish cemetery in Köln-Bocklemünd in order to visit the gravesite of Hermann Tobias. We brought some grass seed and stones. Hermann’s grave lies in the direct neighborhood to the Lapidarium (stonehouse) with its tombstone fragments of the ancient cemetery of Bonntor, some from the 12th century. Also within sight is the memorial monument for the fallen Jewish frontline soldiers of WWI.
From Bocklemünd we went on to Ehrenfeld, passing the plaque for the former Synagogue Körnerstreet, further on to the former municipal slaughterhouses at Liebig Street, where maybe Hugo Tobias once worked, and to the Welfare Center of the Cologne Synagogue Congregation once called the Israelitic Asylum, where Hermann Tobias spent his remaining years.
We only had a short lunch break at the Eigelstein gate, where Robert’s father was born at his parent’s flat in 1933, before the next appointment was waiting for us at the NS Documentation Center at Appellhofplatz. Dr. Karola Fings lead us through the exhibition at the EL-DE-house and took a look at the photos and documents that Robert found in the estate of his grandparents in 2005. After a short spin through the Cologne Cathedral a real “Kölsche dinner” at the brewery “Früh” was waiting for us.
Haaren/Paderborn
The last trip lead us to Westphalia where Robert’s granduncle Walter Tobias lived with his wife Selma and their five kids before they were deported to Auschwitz. At the parish community center of Haaren we were welcomed by the village chronicler Jost Wedekin, Mayor Norbert Münster and several representatives of the municipal, the “Heimatverein” and the district archive. The Catholic community center back then was the so called Jews’ house, where all Jewish families had to move in after their property was “aryanized.” It belonged to the Jewish family Emmerich. Wedekin explained that the emigration of the Tobias family probably failed because they had trouble in selling the house. Selma’s father Hermann had signed it over to her after his escape to the Netherlands. The Tobias’ wanted to sell it to a favorable neighbor but not to the predetermined member of the Nazi party. The quarrel extended over a long time and in the end there was a lack of money and of time.
From the parish community center we went to the Catholic cemetery. In its chapel there is a plate of honor for all the soldiers from Haaren who served during WWI, also showing a photo of Walter’s father-in-law Hermann Bähr. Right on the other side of the street lies the Jewish cemetery with its memorial monument for the victims of the NS-Regime that also lists the Bähr and the Tobias family. The cemetery is still in service. The last to be buried there was the Protestant wife of a Jewish survivor, who came back to Haaren after the war.
Our hosts then prepared a lunch break for all of us at the renovated Ohrmaker’s mill. Here Jost Wedekin presented us the reprint of his considerable book about the Haaren Jews. Furthermore the son of the former painter of the village showed us the receipt book of his father which documented that the Bähr and Tobias families regularly had their houses and rooms painted, preferably with a bit of blue mixed into the white color.
Afterwards we drove to the former lodging of the Tobias’. The owners of the site were busy with the renovation of the building and so we could study the traditional construction in every detail. The house of Selma’s parents however has been completely replaced by a new building.
On our way home from Haaren we made a short detour under the Wuppertal Schwebebahn and to the Gräfrather Marktplatz before we met with the family for a farewell-barbecue at night.
A big thank you to everyone who contributed to the success of this impressive journey and to those who commit themselves to the remembrance of the lightest and darkest hours of German Jewish history.