HARRY TOBIAS 1921–1999, Schupbach

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Harry Tobias in New York
Harry Tobias am Times Square vor der Father Duffy Statue, Quelle: Robert Tobias

Hans Harry Tobias wurde als Kind von Julius Tobias und Lementine „Lilli” Löwenberg am 29. November 1921 in Gießen geboren. Lillis Eltern Louis und Johanna Löwenberg lebten in Schupbach bei Limburg, heute ein Ortsteil von Beselich. Aus Schupbach stammte auch Julius‘ Mutter Rosa, mütterlicherseits ebenfalls eine Löwenberg. Lilli hatte bis zur Hochzeit mit Julius Tobias im Kaufhaus Salomon in Weilburg gearbeitet. Die Ehe hielt allerdings nur kurz und Julius kam nach kurzer Zeit zurück nach Hamm, weil er sich von seinen Schwiegereltern schlecht behandelt fühlte.

Harry blieb das jüngste jüdische Kind im Ort, so wie seine Großmutter Johanna die letzte sein sollte, die im Frühjahr 1938 auf dem jüdischen Friedhof beerdigt wurde. Harry lernte das Tischlerhandwerk, aber die Familie litt in Schupbach unter dem Boykott ihres Vieh- und Fellhandels. Nach der Pogromnacht im November 1938 wurde der 71-jährige Großvater Louis in Buchenwald interniert. Die jüdischen Frauen und Kinder des Ortes pferchte man für mehrere Tage in einer Mühle außerhalb des Ortes ein.

Synagoge Schupbach
Synagoge Schupbach

Nach seiner Entlassung zog Louis Löwenberg im Dezember 1938 mit Tochter Lilli und Enkel Harry nach Frankfurt. Der viel zu geringe Erlös aus dem Verkauf des Hauses in Schupbach reichte nicht, um Louis seinen Lebensabend im jüdischen Altersheim Frankfurt zu sichern. Er arbeitet noch mindestens bis 1941 beim Städtischen Holzhof. Er starb 1942 an Hirnaderstarre und ist gerüchteweise bei der Arbeit erschlagen worden. Lilli wurde 1942 mit unbekanntem Ziel in den Osten deportiert und gilt als verschollen.

Quelle: Mit der Thorarolle im Gepäck, der 9. November 1938 in Schupbach (Britta Gaedecke, BoD 2010)

Harry kam zunächst in Frankfurt in ein Arbeitslager, gelangte aber im Oktober 1941 nach Barcelona. Im Februar 1943 wurde er von der Gestapo im Lager Miranda de Ebro interniert, zwei Monate später wieder befreit. Im August 1943 gelang ihm schließlich über Lissabon die Ausreise in die USA. Er trat am 24. Februar 1944 in die amerikanische Armee ein und ließ sich nach dem Ende des Krieges in Hartford/Connecticut als Tischler nieder, wohin auch sein Vater Julius schon 1937 ausgewandert war.

Harry H. Tobias, 77, of Hampton Lane, Bloomfield, formerly of West Hartford, died Monday, (August 2, 1999) at Hartford Hospital. Born in Geissen [Gießen], Germany, he was the son of the late Julius and Lilly (Lowenberg) Tobias. He was a Holocaust Survivor and an Army Veteran of World War II. Mr. Tobias was the owner of L&H Wood Finishing of Bloomfield. He was a member of Congregation Tikvoh Chadoshoh of Bloomfield, B’nai Brith and the Jewish War Veterans. He was predeceased by his first wife, Leah (Ratner) Tobias. He leaves his wife, Bernice (Basch) Spector Tobias; two daughters, Lynnette Litwin and her husband Alan of Monroe, and Cyna Reisman and her husband Dovid of Sharon, MA; three stepchildren; and seven grandchildren.

Quelle: Obituary for Harry Tobias, Hartford Courant, August 4, 1999


Stammbaum:

Generation 1

  • Hans Harry Tobias (1921-1999) Hartford/CT

Generation 2

  • Julius Tobias (1892-1966) Hamm/Sieg ∞ Lilli Löwenberg (1898-?) Schupbach

Generation 3

  • Hermann Tobias (1865-1940) ∞ Rosa Levy (1861-1935) Hamm/Sieg
  • Louis Löwenberg (1867-1942) ∞ Johanna Wolf (?-1938) Schupbach

Generation 4

  • Jakob II. Tobias (1833-?) ∞ Knendel „Hannchen” Tobias (1840-1866) Oberdreis/Puderbach
  • Jakob Levy (1816-1898) ∞ Klara Löwenberg (1822-1890) Schupbach
  • Simon Löwenberg (1829-1916) ∞ Henriette „Jettchen“ Adler (1834-1900) Schupbach
  • unbekannt

Generation 5

  • Herz Tobias (1798-1860) ∞ Olisa Herz (1801-1864) Oberdreis/Puderbach
  • Jakob I. Tobias (1803-1864) ∞ Malchen Benjamin (1815-1861) Oberdreis/Puderbach
  • Heymann Levi ∞ Rifka Katz
  • Gumbrich Löwenberg ∞ Lea Josef, Schupbach
  • Gumbrich Löwenberg ∞ Lea Josef, Schupbach
  • unbekannt
  • unbekannt
  • unbekannt