Familie LEO OESTREICH, Remscheid

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leooestreich
Kennkarte Leo Oestreich, Quelle: Archiv der Uni Heidelberg

Außer den spärlichen Daten aus seiner Heiratsurkunde wissen wir nicht viel über Leo Oestreich, den Cousin von Albert Tobias, der im Oktober 1944 von Berlin nach Auschwitz deportiert und ermordet wurde. Er kam am 2. Juni 1883 im hessischen Langstadt als Sohn des Viehhändlers Nathan Oestreich und seiner Frau Guthal Steiermann als jüngstes von 6 Kindern zur Welt. Die Lebenswege von Leo und Albert kreuzten sich höchstwahrscheinlich 1914 in Remscheid.

Leo war hier an der Freiheitstr. 45 als Handlungsgehilfe gemeldet. Laut seinem Neffen Max Oestreich arbeitete er später als Abteilungsleiter im Kaufhaus Leonhard Tietz. Leo hatte mit der Verkäuferin Alwine Rosalie Hilbertz eine Beziehung und im August 1914 wurde Tochter Lieselotte geboren. Einen Monat später, am 8. September 1914 heirateten die Eltern.

Albert Tobias zog im November 1914 nach Remscheid, ganz in die Nähe seines Cousins. Er wohnte zur Untermiete bei dem Handlungsgehilfen Emil Schulz, der später an der Freiheitstraße 45 ein eigenes Bekleidungsgeschäft führte. Inwiefern Albert überhaupt in Remscheid gelebt und gearbeitet hat, lässt sich schwer sagen. Spätestens 1915 zog er als Soldat in den Krieg und heiratet 1918 nach Solingen-Wald, wo er 1920 ein Geschäft für Herrenbekleidung gründete.

Leo Oestreich verlor wahrscheinlich zum 31. März 1933 seine Arbeitsstelle bei Tietz und verzog nach Wuppertal. Seine letzte Adresse in Remscheid war Scharffstr. 5. Die Ehe mit Rosalie Hilbertz wurde am 26. September 1942 vom Düsseldorfer Landgericht geschieden. Sie blieb mit ihrer Tochter in Düsseldorf, während Leo wohl in Berlin untertauchte. Durch die Scheidung von seiner nicht-jüdischen Frau war er nun nicht mehr geschützt. Wie es letztlich im Herbst 1944 zu seiner Festnahme kam, wissen wir nicht. Zu dieser Zeit wurden von der Gestapo immer noch jüdische Spitzel eingesetzt, um auch noch die letzten Juden in ihren Verstecken ausfindig zu machen. Zudem wurde es durch die ständigen Bombardierungen der Hauptstadt immer schwieriger unerkannt zu bleiben.

Am 13. Oktober 1944 wurde Leo Oestreich von Berlin nach Theresienstadt deportiert. Der Transport bestand aus 32 Menschen, von denen 19 überlebten. Leo wurde von Theresienstadt direkt weiter nach Auschwitz deportiert, wo er vermutlich noch am 16. Oktober 1944 umgebracht wurde.


Stammbaum:

Generation 1

  • Leo Oestreich (1883-1944) ∞ Alwine Rosalie Hilbertz (1886-1966), Remscheid

Generation 2

  • Nehm „Nathan“ Oestreich (1846-1924) ∞ Guthal Steiermann (1846-1917), Neuwied

Generation 3

  • Isaak Oestreich (1811-1891) ∞ Hanche Kahn (1814-1882), Langstadt
  • Hayum Steiermann ∞ unbekannt

Generation 4

  • Nehm Oestreich (? – 1815) ∞ Jendel Isenburger (1790-1864), Langstadt
  • Abraham Kahn ∞ Sara … (1773-1863), Aschaffenburg
  • unbekannt
  • unbekannt