Familie HERMANN TOBIAS, Hamm/Sieg

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Hermann Tobias
Hermann Tobias

Hermann Tobias wurde am 16. Juni 1865 in Oberdreis geboren. Seine Eltern Jacob II. Tobias und Knendel „Hannchen“ Tobias waren Cousin und Cousine.

Hermann wuchs bei seiner Tante Fogel „Fanny” in Hamm/Sieg auf, da seine Mutter schon 9 Monate nach der Geburt an Tuberkulose starb. Wann sein Vater starb ist nicht bekannt. Fannys Ehemann Gumbert Herz Leser war Metzger. Hermann erlernte diesen Beruf ebenfalls und übernahm den Betrieb an der Scheidter Straße. Siehe auch: Juden im Hammer Land

Hermann ist in den Listen der Synagogengemeinde Hamm erstmals 1891 erwähnt, als er 75 Pfennig für einen der hintersten Plätze zahlte. In den 1930er Jahren hatte sich Hermann dann auf den 3. Platz hinter den beiden Vorsitzenden der Gemeinde vorgearbeitet. Inzwischen war er in der Lage 30 Mark zu zahlen.

Familie Tobias, Hamm/Sieg
Hermann, Hugo, Rosa, Jettchen, Johann, Walter und Julius vor ihrem Haus an der Scheidter Straße in Hamm.

Hermann war mit Rosa Levy aus Schupbach verheiratet. Die beiden hatten 5 Kinder:

  • Julius, geb. 31.07.1892 Hamm/Sieg, gest. 18.03.1966 Hartford, Connecticut (1 Sohn, 1 Tochter, 5 Enkel)
  • Gustav, geb. 31.08.1893 Hamm/Sieg, gest. 06.04.1897 Hamm/Sieg
  • Hugo, geb. 06.05. 1897 Hamm/Sieg, gest. 13.03.1987 Hartford, Connecticut (1 Sohn, 3 Enkel)
  • Johanna (verh. Bramson), geb. 25.04.1899, gest. 1995 Hartford, Connecticut (1 Tochter, 3 Enkel)
  • Walter, geb. 23.10.1901 Hamm/Sieg, gest. 18.05.1945 Theresienstadt (Seine schwangere Frau Selma und 5 Kinder kamen in Auschwitz um.)
Haus Tobias Scheidterstr.
Walter und seine Mutter Rosa mit Nachbarinnen am Haus an der Scheidterstr.

Das Haus der Tobias an der Scheidter Straße wurde 1932 zwangsversteigert. Es wurde zunächst von der Sparkasse selbst ersteigert und ein Jahr später an den Nachbarn Alex Bachenheimer verkauft. Rosa und Hermann lebten seither mit Rosas Schwester Jettchen Levy zur Miete an der Lindenallee bei Willy Fischer, der dort eine Gaststätte führte. Der Kommunist war der einzige, der Hilfe anbot.

Julius heiratete Lilli Löwenberg aus Schupbach, aber die Ehe zerbrach kurz nach der Geburt des Sohnes Hans Harry. Lilli blieb mit dem Jungen bei ihren Eltern in Schupbach. Nach der Pogromnacht zog die Familie nach Frankfurt. Lilli wurde vermutlich 1942 deportiert, Harry gelang die Flucht über Lissabon nach Connecticut, wohin sein Vater Julius bereits im Oktober 1937 ausgereist war. Quelle: Britta Gaedecke – Mit der Thorarolle im Gepäck, der 9. November 1938 in Schupbach (BoD 2010)

Hugo heiratete Irma Gärtner aus Ruppichteroth. In Hamm war er als Schiedsrichter im Fussball aktiv, wie ein Leserbrief belegt, in dem er dem Berichterstatter vorwarf keine Ahnung von Abseitsregeln zu haben. Der Fleischer Hugo zog aus beruflichen Gründen mit seiner Frau nach Köln, wo 1933 ihr Sohn Wolfgang zur Welt kam. Hugo arbeitete bei Katz-Rosenthal, einer damals in Köln beliebten Würstchenimbisskette, verlor aber 1933 schon seine Anstellung. Die Familie wanderte im Dezember 1937 via Bremen nach Connecticut aus. Die Familie von Solomon Tobias, die dort schon länger lebte, half den Tobias-Geschwistern bei der Beschaffung der nötigen Visa. Hugo arbeitete später in Hartford als Fleischer.

Jüdischer Kindergarten Köln
Wolfgang Tobias (5.v.l.) und seine Cousine Margot Bramson (7.v.l.) besuchten vor ihrer Auswanderung den jüdischen Kindergarten in Köln.

Auch Johanna, die den Schuhmacher Joseph Bramson aus Köln geheiratet hatte, kam im September 1938 mit ihrer Familie in die USA. Lediglich der jüngste Sohn Walter blieb mit seiner Frau Selma bei den Schwiegereltern in Haaren bei Paderborn, wo sie jedoch keine Chance mehr auf einen eigenständigen Broterwerb hatten. Während seine schwangere Frau und die 5 Kinder 1943 in Auschwitz ermordet wurden, starb Walter kurz nach der Befreiung im Mai 1945 in Theresienstadt.

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Der Grabstein für Hermann Tobias wurde im April 2013 durch seinen Urenkel gesetzt.

Rosa Tobias starb 1935 noch in Hamm. Der Grabstein kann heute nicht mehr ausgemacht werden. Hermann und Rosas Schwester Jettchen zogen wahrscheinlich 1938 nach der Pogromnacht ins Israelitische Asyl nach Köln. Hermann starb hier am 18. September 1940 und wurde auf dem jüdischen Friedhof Bocklemünd beerdigt. Jettchen wurde im Juli 1942 im Zuge der Auflösung des Israelitischen Asyls nach Theresienstadt deportiert, wo sie dreieinhalb Monate später starb.

Für Hermann Tobias wurde im April 2013 von seinem Urenkel Robert Tobias ein Grabstein gesetzt, der auch an Rosa, Jettchen, Walter und seine Angehörigen erinnert.

Hermann Tobias mit Schwägerin Jettchen, Tochter Johanna und Enkelin Margot im Israelitischen Asyl Köln. Quelle: Robert Tobias
Hermann Tobias mit Schwägerin Jettchen, Tochter Johanna und Enkelin Margot im Israelitischen Asyl Köln, Sommer 1938. Quelle: Robert Tobias

Stammbaum:

Generation 1

  • Hermann Tobias (1865-1940) ∞ Rosa Levy (1861-1935) Hamm/Sieg

Generation 2

  • Jakob II. Tobias (1833-?) ∞ Knendel „Hannchen” Tobias (1840-1866) Oberdreis/Puderbach
  • Jakob Levy (1816-1898) ∞ Klara Löwenberg (1822-1890) Schupbach

Generation 3

  • Herz Tobias (1798-1860) ∞ Olisa Herz (1801-1864) Oberdreis/Puderbach
  • Jakob I. Tobias (1803-1864) ∞ Malchen Benjamin (1815-1861) Oberdreis/Puderbach
  • Heymann Levi ∞ Rifka Katz
  • Gumbrich Löwenberg ∞ Lea Josef, Schupbach

Generation 4

  • Tobias Herz (1758-1833) ∞ Täubchen Samuel (1774-1860) Oberdreis/Puderbach
  • unbekannt
  • Tobias Herz (1758-1833) ∞ Täubchen Samuel (1774-1860) Oberdreis/Puderbach
  • Herz Benjamin (1795-?) ∞ Beile Aron (1795-1829)