Am 14. Juni haben wir uns auf den Weg nach Neuwied gemacht, um mit Rolf Wüst die neuen Stolpersteine für Robert Kronenthal und Dorothea Kronenthal, geb. Tobias zu besuchen und uns mit Michael Meyer auf dem jüdischen Friedhof Dierdorf zu treffen.
Es war unser erster Besuch im Zentrum von Neuwied, da wir bislang nur in Heimbach-Weis am Haus der Familie von Moses Tobias gewesen sind. Begleitet hat uns Rolf Wüst vom Deutsch-Israelischen Freundeskreis, der sich seit Jahren um die Verlegung der Stolpersteine in Neuwied kümmert. Lappen und Reinigungsmittel sind immer dabei, um die Messingsteine wieder zum Glänzen zu bringen.
Als erster Eindruck empfing uns gegenüber dem Schloss ein Wandfragment der ehemaligen jüdischen Schule mit dem Mahnmal für die ehemaligen jüdischen Mitbürger, versteckt hinter einem Bauzaun. Im Hintergrund wird derzeit mit dem Bau eines neuen Einkaufszentrums begonnen. Auf diesem Carré befanden sich früher die jüdische Schule, die Synagoge und zahlreiche Häuser jüdischer Händler, unter anderem das Wohn- und Geschäftshaus von Josef Kronenthal. Die damalige Adresse Schlossstraße 20 liegt gegenüber der heutigen Nummer 20.
Folgt man der Synagogengasse kommt man auf die Engerser Straße, wo sich ein Stolperstein an den anderen reiht. Auf diese quirlige Geschäftsstraße zog auch Josef Kronenthal nach dem ersten Weltkrieg mit seiner Ochsen- und Schweinemetzgerei.
Josef Kronenthal war ein Cousin von Moses Tobias. Moses Tochter Dorothea Tobias heiratete Josef Kronenthal 1931, ein Jahr nachdem dessen Frau Emilie gestorben war. Der einzige Sohn Robert Kronenthal lebte zu der Zeit schon in Dresden und war Mitinhaber der Schokoladenmaschinenfabrik Greco. Die Firma wurde nach der Pogromnacht 1938 enteignet. Robert war zwar eigentlich durch seine Ehe mit einer nichtjüdischen Frau geschützt, wurde aber dennoch im Oktober 1942 verhaftet und starb am 11. Januar 1943 in Auschwitz.
Josef Kronenthal war 1936 verstorben und seine Frau Dorothea lebte als Witwe in Neuwied. Über die Umstände ihrer Deportation ist nichts bekannt.
Anschließend trafen wir am jüdischen Friedhof in Giershofen bei Dierdorf Michael Meyer, der gerade eine Dokumentation über die noch vorhandenen Grabsteine veröffentlicht hat. Von der Familie Kronenthal, die ursprünglich aus Dierdorf stammt, sind hier keine Steine mehr erhalten, da der alte Friedhof 1846 aufgegeben wurde und viele Nachfahren Richtung Neuwied verzogen waren. Gefunden haben wir einen Stein von Therese Jakob, der Ehefrau von Tobias Jakob, einem Enkel von Tobias Herz. Anzunehmen ist, dass die sterblichen Überreste von Tobias Herz unter dem Parkplatz gegenüber dem heutigen Friedhof liegen, da hier das frühere Friedhofsgelände gelegen hat auf dem damals auch die Juden aus Puderbach und Umgebung bestattet wurden.